Die Sehzade-Moschee ist ein Meisterwerk der osmanischen Architektur. Bekannt ist sie auch als die Prinzenmoschee. Sie steht mitten in der Istanbuler Altstadt und ist sehr gut zu erreichen. Wieso die Istanbuler diese Moschee lieben und du sie einmal gesehen haben solltest, erfährst du hier.
Wenn du in Istanbul bist, merkst du eines ganz schnell: Es gibt hier gefühlt unendlich viele Moscheen. Fast an jeder Straße erblickt man die Minarette von kleineren und größeren Gebetshäusern. Ganz zu schweigen von der Blaue Moschee und der Süleymaniye, die das ganze Stadtbild überragen. Faszinierend ist, dass jede dieser Moscheen ihre ganz eigene, fesselnde Geschichte hat. So auch die Sehzade-Moschee. Ihre Erzählung handelt von einem jung verstorbenen Sohn und dem trauernden Vater.
Die Moschee, die von einer Familientragödie erzählt
Die Sehzade-Moschee gehört zu den ältesten Gebetshäusern in Istanbul. Sie wurde von Sultan Suleiman dem Großen in Auftrag gegeben. Suleiman ist zweifellos der mächtigste und bekannteste aller osmanischen Herrscher. Zu seiner Regierungszeit erstreckte sich das Osmanische Reich über mehrere Kontinente und drang bis nach Wien vor. Damit schuf er endgültig ein Weltreich. Die von ihm erlassenen Gesetze sollten noch Jahrhunderte nach ihm Geltung haben. Auch als Bauherr machte er sich einen Namen. In seiner Zeit wurden unzählige Moscheen, Karawansereien, Schulen und Krankenhäuser gebaut. Die Sehzade-Moschee (Prinzenmoschee) ist aber das persönlichste Bauwerk, das unter seiner Anweisung entstand.
Sultan Suleiman war aber nicht nur Weltherrscher, sondern auch Vater mehrerer Söhne. Einen von ihnen, den Prinzen Mehmet, liebte er ganz besonders. In ihm sah er auch einen würdigen Thronfolger. Und ausgerechnet dieser verstarb 1543 im jungen Alter von 22 Jahren. Die Nachricht vom plötzlichen Tod des Thronfolgers traf den Sultan schwer. Um den Verlust seines geliebten Sohns zu verarbeiten, befahl er daher noch im selben Jahr den Bau einer großen Moschee.
“Sultan Suleiman lässt die Prinzenmoschee im Andenken an seinen früh verstorbenen Sohn erbauen.”
Sie soll dem Andenken des Prinzen geweiht sein. Zunächst wurde eine Grabstätte errichtet, in der der Verstorbene seine letzte Ruhestätte finden sollte. Dieses kunstvoll gestaltete Grabmal liegt ebenfalls auf dem Gelände der Moschee. Hier soll der mächtige Sultan der Osmanen der Legende nach 40 Tage getrauert haben. Noch im selben Jahr wurde auch mit den Arbeiten an der Moschee begonnen. Nach einer Bauzeit von fünf Jahren wurde die Moschee 1548 vollendet.
Die Osmanen errichteten ihre Moscheen nie als Einzelbauwerke, sondern immer als sogenannte Külliye. Die Külliye war eine Ansammlung von mehreren Gebäuden, die sich um die Moschee gruppierten. Dazu gehörten eine Karawanserei, eine Armenküche, eine Schule, das Grabmal und weitere Nebengebäude. Somit war die Külliye quasi eine Stadt in der Stadt. Auch die Prinzenmoschee wurde als solche Külliye angelegt. Bis heute haben sich neben der Moschee auch einige dieser Nebengebäude erhalten.
Die Moschee und die Nebengebäude sind das Werk des wohl berühmtesten osmanischen Architekten Mimar Sinan. Sie war der erste große Auftrag für den späteren Großbaumeister. Rückblickend sagte Sinan, dass die Prinzenmoschee sein Lehrlingswerk gewesen sei. Das bedeutet aber nicht, dass sie seinen anderen Moscheen in irgendeiner Weise zurückstehen würde. Ganz im Gegenteil. Bei der Prinzenmoschee zeigen sich in Reinform die Ideen, die später das gesamte Lebenswerk von Mimar Sinan durchziehen werden.
Im 20. Jahrhundert wurde die Moschee aufwendig restauriert und ist heute voll zugänglich. Am 7. Juni 2016 ereignete sich ein Bombenanschlag in der Nähe der Moschee. Dabei wurden die Fenster zerstört. Die Schäden wurden mittlerweile aber wieder behoben.
Sehenswertes in der Prinzenmoschee
Die Prinzenmoschee steht inmitten einer Grünanlage. Diese ist von einer Außenmauer umgeben. An einer Ecke dieser Außenmauer sieht man eine eigenartige grüne Granitsäule. Diese Säule stammt aus byzantinischer Zeit und markierte damals den Mittelpunkt der osmanischen Stadt. Heute ist Istanbul natürlich zu einer riesigen Metropole mit Abertausenden von Einwohnern gewachsen. Damals war die Stadt überschaubarer. Die Prinzenmoschee mit der grünen Granitsäule war der Mittelpunkt dieser Stadt.
“Die kunstvollen Verzierungen an den beiden Minaretten sollen Tränen darstellen. Sie symbolisieren die Trauer des Sultans über den Tod seines Sohnes.”
Wiederum an dieser Außenmauer sieht man die Überreste einer Wasserwaage. In osmanischer Zeit wurde sauberes Wasser von weither bis in die Stadt transportiert und an öffentlichen Brunnen ausgegeben. Diese Wasserwaage diente dazu, den Wasserdruck zu prüfen.
Die Sehzade-Moschee hat, verglichen mit anderen Großmoscheen in Istanbul, keine gigantischen Ausmaße. Trotzdem beeindruckt sie mit ihrer architektonischen Formensprache. Die Moschee hat einen quadratischen Grundriss, die von einer großen Hauptkuppel gekrönt wird. Diese Hauptkuppel wird von vier seitlichen Halbkuppeln gestützt. Der Architekt Mimar Sinan verwendete dieses Prinzip hier zum ersten Mal. Für die osmanische Architektur stellte sich dieser Entwurf als besonders wichtig heraus. Spätere Architekten kopierten dieses Prinzip. So beispielsweise bei der Blauen Moschee, der Neuen Moschee und der Fatih-Moschee.
Eine andere architektonische Eigenschaft der Sehzade-Moschee ist die Bedeutung der Symmetrie und Geometrie. Der Innenhof der Moschee und die Moschee selber haben exakt dieselben Abmessungen. Sie bilden damit zwei gleiche Quadrate. Das ganze Bauwerk wirkt auf den Betrachter sehr harmonisch. Im Innenhof steht der in der osmanischen Architektur typische Reinigungsbrunnen (türkisch sadirvan).
Ein besonderer Hingucker sind die beiden Minarette. Nie zuvor und nie danach plante der Architekt Sinan solche Minarette. Sie sind mit einzigartigen Steindekorationen versehen. Bei näherer Betrachtung fällt auf, dass die kunstvollen Verzierungen an Tränen erinnern. Der Architekt wollte damit die Trauer des Sultans über den Verlust seines geliebten Sohnes zum Ausdruck bringen.
Absolute Highlights – Sehzade Moschee
- Die erste Großmoschee von Baumeister Mimar Sinan
- Die zwei Minarette mit den an Tränen erinnernden Verzierungen
- Der Innenraum mit großer Haupt- und vier Nebenkuppeln
- Das Mausoleum des Prinzen mit dem symbolischen Thron
Innenraum der Sehzade-Moschee
Wenn du die Moschee betrittst, empfängt dich ein großer aber schlichter Innenraum. Innen angekommen wandert der Blick unweigerlich zur großen Kuppel. Sie hat einen stattlichen Durchmesser von 19 Metern und hängt 37 Meter hoch. Die Kuppel sitzt auf vier massiven Stützen, den sogenannten Elefantenfüßen. An allen vier Seiten siehst du zudem kleinere Halbkuppeln. Ihre Aufgabe ist es, die große Hauptkuppel abzustützen.
Der gesamte Innenraum ist relativ schmucklos und einfach gehalten. Dem Architekten ging es in erster Linie um die Schaffung eines großen, durchgängigen Raums. In der osmanischen Architektur wollte man das Gefühl von Unendlichkeit im Innenbereich schaffen. Dazu verzichtete Sinan auf allzu viele Verzierungen und Spielereien. Die Gebetsnische (türk. Mihrab) und die Kanzel (türk. Minbar) sind aus reinem Marmor.
Das Grabmal des Prinzen
Zum Moscheekomplex gehört neben der eigentlichen Moschee auch das Grabmal des verstorbenen Prinzen (türk. Türbe). Diese wurde noch vor der Moschee fertiggestellt. Sie dient dem 1543 verstorbenen Prinzen als letzte Ruhestätte. Dieses kleine Gebäude ist ebenfalls einen Besuch wert. Der oktogonale, also achteckige, Bau ist reich an Keramikfliesen und Kalligraphien. Die Fenster sind mit Glasmalereien verziert.
Betritt man das Grabmal, fällt einem ein eigenartiger, hölzerner Käfig auf. Er steht auf vier Stützen über dem Grab des Prinzen. Bei genauem Hinsehen fällt auf, dass der Käfig an den osmanischen Thron erinnert. Der Sultan ließ ihn als Symbol dafür bauen, dass der Prinz eigentlich hätte Thronfolger werden sollen.
Trotz seines jungen Alters hatte der Prinz auch eine Tochter. Sie liegt ebenfalls hier bestattet. Der dritte Sarkophag gehört dem jüngeren Bruder des Prinzen, der einige Jahre nach ihm verstarb. Im Grabmal ist auch noch ein viertes Grab. Die Identität dieser Person ist allerdings unbekannt. Direkt neben dem Mausoleum des Prinzen befinden sich einige weitere Grabmäler. Sie gehören ebenfalls wichtigen politischen Personen bzw. Familienangehörigen des Sultans.
Wie du zur Sehzade-Moschee kommst
Die Sehzade-Moschee steht in der historischen Altstadt von Istanbul. Der Stadtteil heißt Fatih. Die Moschee befindet sich in unmittelbarer Nähe der Istanbuler Stadtverwaltung. Die große Süleymaniye-Moschee ist auch nicht weit weg. Die Moschee ist sehr zentral in der Altstadt gelegen. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt man daher sehr gut dahin. Hier kannst du eine ÖPNV-Karte von Istanbul herunterladen. Ich empfehle dir zudem die Benutzung der Istanbul Card. Damit bist du prima im öffentlichen Netz der Stadt unterwegs.
Zu Fuß | Von den Haltestellen Vezneciler und Laleli-Üniversite brauchst du etwa 10 Minuten zu Fuß |
Auto & Taxi | Sage dem Taxifahrer, dass du zur Adresse willst, die unten genannt ist. Aber eigentlich weiß jeder Taxifahrer ohnehin, wo diese wichtige Moschee steht |
Metro | Linie M2 – Haltestelle Vezneciler |
Bahn | T1 – Haltestelle Laleli-Üniversite. Danach etwa 500 Meter hügelaufwärts laufen (Büyük Resitpasa Cad.) |
Bus | Einen Bus der Richtung Taksim, Eminönü oder Vezneciler nehmen und an der Haltestelle Istanbul Büyüksehir Belediyesi aussteigen |
Adresse | Kalenderhane Mh. Şehzadebaşı Caddesi, No: 44, 34134, Fatih / İstanbul |
Tel | +90 212 512 23 20 |
Fax | +90 212 512 32 52 |
istanbul@diyanet.gov.tr |
Öffnungszeiten der Sehzade-Moschee
Es gibt keine offiziellen Öffnungszeiten der Sehzade-Moschee. Grundsätzlich haben die Moscheen in Istanbul von morgens bis abends geöffnet. Während der Gebetszeiten ist der Zugang für Besucher nicht gestattet. Die aktuellen Gebetszeiten findest du hier.
Eintrittspreise
Der Eintritt in die Sehzade-Moschee ist kostenlos.
Fotos
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